14.07.2006

Auch heute, wie schon die ganze Woche, heißt es früh aufstehen. Bereits um 5:30 Uhr genießen wir die morgendlichen Geräusche und entdecken vor unserer Hütte ein paar Papageien, die sich kurz darauf auf den Dachfirst setzen. Wir gehen zum Zentralgebäude und frühstücken alle gemeinsam; Julio und Eladio sind natürlich auch schon auf. Der Manager Juan Carlos setzt sich noch zu uns und erzählt uns etwas über die Organisation der Coope el Silencio (Ölpalmenplantagen, Milchwirtschaft, Tierrettungsstation usw.), wie die Mitglieder leben und wie er zur Kooperative kam. Anschließend schauen wir hinter dem Küchengebäude nach, ob unsere Wäsche trocken ist, die wir am Vorabend in einer Waschmaschine (amerikanische Bauart, demnach nur lauwarmes Wasser und niedrige Drehzahl) waschen konnten. Sie ist noch nicht ganz trocken, aber wir können sie den Tag über auf der Leine lassen. Neben der Hütte sieht Jörg einige Papageien, andere bunte Vögel und wieder einige Rabengeier aus nächster Nähe.

Anschließend brechen wir, heute nur mit leichtem Marschgepäck, zu unserer letzten Etappe auf. Nach Silencio geht es noch mal ein paar Meter bergab. Wir entdecken eine giftgrüne Krabbenspinne zwischen den Steinen. In de Bäumen sitzen viele Rabengeier und erfahren auch bald warum. Wir laufen eine Weile durch die Ölpalmenplantagen der Coope. Julio spricht einen Plantagenarbeiter an, während dessen können wir beobachten wie die Strünke mit den Früchten, die das gleiche Aussehen haben wie Datteln, auf LKWs verladen werden. Der Plantagenarbeiter führt uns dann auch noch sehr fingerfertig vor, wie die Strünke geerntet werden. Durch gezielte Hiebe werden zuerst die unteren Palmblätter entfernt. Da diese zum Teil sehr hoch an der Pflanze austreten, haben die Arbeiter lange Alustangen an deren Ende scharfe Sichelmesser angebracht sind. Mit dieser ca. 30 cm langen, gebogenen Sichel werden dann auch mit einem kräftigen Schlag die Strünke mit den Früchten abgeschlagen. Die Fruchtstände tragen viele Hundert Datteln und wiegen bis zu 50 Kilogramm. Mit Schwung hievt der Arbeiter den Fruchtstand auf die Schulter und trägt ihn zur Verladestation – und so geht das den ganzen Tag. Eine schweißtreibende Arbeit mit schlechter Bezahlung. Zudem sind die Arbeiter immer der Gefahr ausgesetzt, von Spinnen oder Schlangen gebissen zu werden, die sich mit Vorliebe in den Fruchtständen verstecken. Deshalb patrouillieren eigens dafür eingesetzte Ärzte mit Geländewagen die Plantagen, um schnell vor Ort zu sein, aber auch um die Arbeitsschutzmaßnahmen zu überwachen. Um nicht gebissen zu werden, nehmen die Arbeiter auch Hunde mit, damit diese zuerst anschlagen bzw. gebissen werden, bevor es für sie zu spät ist. Seit Silencio begleitet uns auch so ein treuer Vierbeiner, der bis zum Strand nicht mehr von unserer Seite weicht. Wir taufen ihn originellerweise Hundi.

Nach einer Biegung kommen wir auf eine etwas breitere Straße. Wir erkennen in der Ferne den Río Savegre und um die Ecke biegt ein mächtiger Unimog. Oben auf dem Gestänge liegt ein gewaltiges Schlauchboot, auf der Ladefläche sitzen auf montierten Bänken, drei Meter über der Straße, die Rafting-Touris in Vollmontur: gelber Helm, rote Schwimmweste, alle das gleiche Grinsen. Sie rufen und winken uns zu, während wir fassungslos dem Vergnügungsmobil hinterher schauen – die Zivilisation hat uns wieder!

Die Schotterpiste ist hier gut dreißig Meter breit. Unser Weg geht über eine Stahlbetonbrücke und wir gehen für ein paar Kilometer entlang einer solchen Schotterpiste. Schwere Trucks US-amerikanischer Bauart brettern darüber, mit Holzstämmen oder Containern beladen. Dicker schwarzer Qualm bläst aus den Sidepipes.

Am Wegesrand begegnen uns dennoch alte Bekannte. Ein Graureiher verkrümelt sich gerade in einen Seitenweg, während hübsche Schmetterlinge von Blüte zu Blüte fliegen. Als ob es keine dreckigen und lauten Trucks gäbe, sitzt ein Jesus Christ Lizard (Stirnlappenbasilisk) regungslos auf einem Stein und sonnt sich. Seinen Namen hat er, weil er mit seinen Hinterbeinen mit hoher Geschwindigkeit über Wasser laufen kann; seine Hinterfüße haben Schwimmhäute zwischen den Zehen, so dass er nicht tief ins Wasser eintaucht, der Effekt trotzt der Oberflächenspannung des Wassers und erinnert an den legendären Lauf Jesus Christus’ übers Wasser.

Die Strecke zieht sich (insgesamt 11,5 Kilometer), bald stehen Häuser an den Straßenseiten. Es sind Wohnhäuser, kleine Sodas und kleine Geschäfte. Zwischendurch sehen wir auch schon mal einen Fußballplatz und erkennen, dass dies die Siedlungen der Ölpalmenplantagen-Arbeiter sind. In einem kleinen Geschäft kaufen wir uns etwas zum Knabbern und Wasser. Eladio und Julio halten ein Kurznickerchen...

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